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Ein LE-Skater in Amerika, die II. |
(von Christian Tennert)
Hallo zusammen,
die meisten von euch waren ja beim Berlin-Marathon dabei. Ich hab mir die Ergebnisse schon angeschaut. Es kommt ja bestimmt auch bald ein Artikel darüber auf der Homepage. Glückwunsch an alle, die in Berlin erfolgreich ihr Rennen fuhren.
Mein Saisonhöhepunkt ist nun auch vorbei, war genau eine Woche vor dem Berlin-Marathon. Ich hab's hier mal in einen etwas ausführlichen Bericht gefasst:
Am 16. September trafen sich 3687 Skater aus den USA, Kanada und Columbien zum 11. Northshore Inline Marathon, dem grössten Inline Marathon in den USA in Duluth am Superior Lake, dem letzten Event des American Roller Cup. Ich war der einzige Europäer. Die gesamte nationale Skate-Elite war vertreten. Klarer Favorit war Joey Mantia, der eine Woche zuvor Gold bei den Weltmeisterschaften im Marathon in Süd-Korea holte.
Ich flog mit meinem Team am Freitag, einen Tag vor dem Rennen nach Minneapolis, etwa 150 Meilen von Duluth entfernt. Hier trafen wir uns mit Hernan Diaz (Team Simmons-Racing) aus Columbien, der mit uns dann nach Duluth fahren wollte. Hernan startete seine Skater-Laufbahn in Columbien, lebt und arbeitet jetzt aber in den USA. Am späten Nachmittag kamen wir dann in Duluth an, brachten unsere Sachen schnell ins Hotel, denn wir wollten ja noch auf die Expo und unsere Chips, Startnummern und Unterlagen abholen. Auf der Expo gab es dann noch das traditionelle Spaghetti-Dinner, bei dem man für $8,50 so viel essen konnte, wie man wollte. Mit vollem Magen liefen wir wieder Richtung Hotel. Unser Hotel war nur etwa 500 Meter vom Ziel entfernt - wir schauten uns noch den letzten Kilometer der Strecke an. Nach ein paar Bahnen im Pool unseres Hotels ging’s dann schon früh ins Bett, denn um 7:30 Uhr soll der Startschuss fallen.
Die Strecke ist kein Rundkurs. Sie führt von Two Harbors einen Highway entlang bis nach Duluth. Sehr flach, wenige Kurven und ein paar kleinere Hügel – vergleichbar mit der Strecke in Berlin. Letztes Jahr gewann Massimiliano Presti in 1:03:08 – da war dieser Marathon Teil des World Inline Cups. Es ist also eine Strecke für neue persönliche Bestzeiten! Um 4:30 klingelte der Wecker. Wir mussten um 5:30 im Zielgelände sein, denn dort fuhren die Busse zum Start ab. Als wir das Hotel verliessen, hatten wir etwa 20 Grad und es war trocken – sah also nach idealen Bedingungen aus. Als wir dann etwa auf halber Strecke zwischen Duluth und Two Harbors waren fing es plötzlich an zu regnen (der Marathon findet jetzt das 11. Jahr statt und bisher waren es 10 ohne Regen). Mein Ziel von einer Bestzeit sollte damit Geschichte sein. Die Busfahrt kam mir ewig vor. Da bekommt man erst einmal ein Gefühl, wie lang so ein Rennen eigentlich ist. Auf einmal bremste unser Busfahrer sehr stark und wich auf den Pannenstreifen aus. Ich hab mich da ganz schön erschreckt – da kam ein grosser Truck auf unserer Seite des Highways auf uns zu! Dank der schnellen Reaktion unseres Busfahrers ist nichts passiert, es hätte aber auch sehr schlimm ausgehen können. In Two Harbors angekommen regnete es dann nicht. Etwa 500 Meter vor dem Start hatten die Veranstalter Hunderte von Stühlen an den Strassenseiten aufgestellt. Einen Stuhl gesucht, die Sachen ausgepackt und dann warm machen. Als ich meine Skates angezogen hatte, fing es an leicht zu regnen. Und es sollte noch schlimmer werden!
Dann, der erste Aufruf zum Start. Ich wollte an der Startlinie weit vorn stehen, so machte ich mich auf den Weg zum Start. Da kam mir Joey Mantia entgegen, der sich noch warm fuhr. Es waren nun noch etwa 10 Minuten bis zum Start, der Regen wurde immer stärker und dann schüttete es einfach nur. Durch den Regen und die lange Wartezeit am Start war ich schon ganz schön ausgekühlt. Dann gab es noch die kanadische und die US-Hymne und die Elite-Herren und –Damen wurden auf die Strecke geschickt. Wir (der Open-Class-Startblock) starteten 4 Minuten nach den Damen. Ich stand in der ersten Startreihe, der Startschuss fiel und ich legte einen Sven-Start hin! Ich übernahm gleich nach dem Start die Führung und führte unser Feld die ersten 3-4 Minuten des Rennens. Ich gab richtig Gas und so ist unser Feld, das am Start etwa 200-300 Skater stark war auf etwa 30-40 geschrumpft. Die Strecke war auf den ersten Kilometern nicht nur nass, da waren überall Pfützen und einige Risse im Asphalt waren mit Teer gefüllt, was das Ganze nicht ganz einfach machte. Ich versuchte, mich während des Rennens immer unter den ersten 10-15 Skatern zu halten, um nicht weiter hinten in einen Sturz verwickelt zu werden und Attacken mitgehen zu können. Aufgrund der Bedingungen gab es keine wirklichen Ausreissversuche, nur einige Tempoverschärfungen, denn schon allein mit den Bedingungen hatte jeder zu kämpfen. Bei Kilometer 20 gab es dann einen Sturz hinter mir im Feld, in den glücklicherweise nur wenige verwickelt waren. Bei Kilometer 30 hörte dann auf einmal der Regen auf, aber die Strassen blieben nass bis ins Ziel. Etwa 800 Meter vor dem Ziel ging es dann eine Abfahrt vom Highway ab, eine kleine Rampe hoch und nach einer 90 Grad Kurve auf eine kleine Abfahrt und anschliessend auf die Zielgerade. Ich erreichte die Rampe etwa an Position 10. Dann, die 90 Grad Kurve – alle vor mir entschieden sich für die äussere Linie, nur einer versuchte die innere. Ich folgte ihm, doch dann kam er ins Rutschen und ging zu Boden. Ich schaffte es irgendwie ihm auszuweichen, doch ich verlor enorm an Geschwindigkeit und ein Menge Skater überholten mich. Nun kam da noch eine 90 Grad Kurve und dann die letzten 500 Meter ins Ziel. Ich wollte nun nichts mehr riskieren und verzichtete auf einen Sprint mit dem Rest unseres Feldes. Ich kam als 16. in der Open-Class-Gesamtwertung und 3. meiner Altersklasse in einer Zeit von 1:21:29 ins Ziel – das ist Platz 109 in der Gesamtwertung (zusammen mit Elite). Ich habe mich damit für den Elite-Startblock im nächsten Jahr qualifiziert.
Bei den Elite-Skatern siegte Christopher Creveling (Team Luigino Racing/Matter) aus den USA in 1:08:15 vor David Sarimento (USA)und Steve Robbillard (Team Bont/Rudy Project) aus Kanada. Mantia wurde vierter. Einige der Elite-Skater sagten mir, dass der Regen das Rennen etwa 8-10 Minuten langsamer gemacht hat. Na ja, jetzt hab ich zwar keine Super-Zeit, aber eine Renne mit den schlechtesten Witterungsbedingen, die ich je hatte. So war das schon ein Erlebnis!
Mehr Infos und Ergebnisse unter http://www.northshoreinline.com. Ein paar lustige Bilder und einen Artikel gibt es unter http://www.inlineplanet.com/2006-09/20/ns01.html.
Mein nächstes Highlight ist ein viertägiges Trainingslager im Olympischen Trainingscenter in Colorado Springs Anfang Oktober. Das ist ein von den USA Rollersports (der nationale Skateverband) organisiertes Trainingscamp. Dort habe ich die Möglichkeit, mit Joey Cheek und vielen anderen bekannten Skatern zu trainieren und viel zu lernen.
Bis zum nächsten Mal,
Christian |