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(von Andreas Körner)

 

Die Fläming-Skate-Inline-Tour fand in diesem Jahr zum 6. Mal statt, erstmals an einem Sonnabend und erstmals nicht über den großen Außenkurs, sondern als "Acht" mit einem neu errichteten Streckenabschnitt. Die Gesamtlänge betrug 103 km und war mit den zu absolvierenden Steigungen und Abfahrten anspruchsvoller als bisher.

 

Der Kreis der Teilnehmer aus unserem Verein war noch etwas größer als in den letzten Jahren. Zwölf Skater aus dem Fitness- und dem Speedbereich hatten sich angemeldet, am Start waren dann immerhin noch zehn. Start und Ziel war die Skatearena in Jüterbog, und hier fanden wir uns ab viertel neun in den spontan zusammengestellten Fahrgemeinschaften ein.

 

Wie bereits 2007 begann unser Unterfangen als leichte Zitterpartie in Bezug auf das Wetter. Die einschlägigen Vorhersagen aus Radio, Fernsehen und dem Internet deuteten auf durchwachsene Verhältnisse hin, Wolken, Regen und kaum Sonnenschein. Schon beim Start in Leipzig gegen halb sieben fielen die ersten Regentropfen. Die Fahrt über Autobahn und Landstraße wurde von einem trüben und wolkenverhangenen Himmel begleitet, und in Jüterbog waren die Straßen und Radwege durchgehend noch nass.

 

Unsere Stimmung wuchs, als wir bei der Ankunft in der Arena wegen unserer grünen Trikots gleich als Leipziger erkannt und über die Lautsprecheranlage als solche begrüßt wurden. Wir, das waren bei den Damen Andrea, Anka, Annett und Silke und bei den Herren Dirk, Ivo (der bei uns noch Mitglied werden will), Michael, Thomas, Tilo und ich. Die Entscheidung, was man unterwegs anziehen und was im Begleitfahrzeug sicherheitshalber mitgegeben werden sollte, war wie immer schwer. Wir wählten dann doch durchweg die optimistische Variante - und das war zum Glück auch richtig. Um es gleich vorweg zu nehmen, abgesehen von wenigen verirrten Tropfen ganz am Schluss gab es keinen Regen. Der Asphalt trocknete im Laufe des Tages zunehmend ab, die Temperaturen lagen zwischen 19 und 24 Grad und keine heißen Sonnenstrahlen verbrannten uns den Nacken.

 

Wie immer war die Organisation durch terra-fit ganz hervorragend. Die reichlich hundert Starter verteilten sich nach ihrer gefühlten Leistungsstärke auf vier Gruppen, die langsamsten vornweg, die schnellsten ganz zum Schluss. Jede Gruppe hatte zwei bis drei Scouts und ein Begleitfahrzeug. Ein Sanifahrzeug und einige Sanitäter waren ebenfalls mit von der Partie. Wir Leipziger hatten uns der vierten Gruppe zugeordnet, die als letzte startete. Um den anderen noch einen kleinen Vorsprung zu geben, absolvierten wir zunächst eine Runde auf dem neuen Straßenrundkurs der Arena. Und dabei erhielten wir gleich einen Vorgeschmack von möglichen Rutschpartien auf nassen Streckenabschnitten. Dann verließen wir den Bereich der Skatearena und begaben uns auf die große Tour.

 

Der Kurs war in Teilabschnitte zwischen 19 und 25 km aufgeteilt. Nur der fünfte und letzte Abschnitt konnte wahlweise mit 5 oder 12 km gelaufen werden. Hier bot die Auslassung oder Befahrung des RK 3 die Alternative. Doch vorher wollten 91 km bewältigt werden. Dank des zügigen Tempos unserer Scouts dauerte es nicht lange, bis wir die vor uns gestarteten Gruppen ein- und überholt hatten. Dann verschaffte uns ein Umzug in Dennewitz die erste, ursprünglich nicht geplante Pause. Es wurde eine historische Schlacht zwischen Preußen und Franzosen zu Beginn des 19. Jahrhunderts nachgestellt. Man hatte für unsere Passage eine Feuerpause organisiert, damit keiner im Kugelhagel auf der Strecke blieb.

 

Angeregt von den teils farbenprächtigen Fahnen und Uniformen setzten wir unseren Lauf fort. Bei Kilometer 21 war, wie schon in den vergangenen Jahren, im Gelände eines Freibades die Frühstückspause vorgesehen. Wenige Meter vor der richtigen Einfahrt gerieten einige von uns irrtümlich auf einen nassen und abschüssigen Weg, der vor einem verschlossenen Tor des Geländes endete. Bremsen war aussichtslos und so konnte sich Tilo nur mit einer bühnenreifen Abfangaktion seiner Arme retten. Alles verlief glimpflich und das Frühstück schmeckte ums so besser.

 

Frisch gestärkt und frohen Mutes setzten wir den Lauf fort, diesmal gleich als Spitzengruppe. Eine besondere Erwähnung verdient Micha. Er fuhr als rasender Fotoreporter immer wieder dem Zug voraus, um uns im Vorbeifahren zu fotografieren. Danach musste er einen Extraspurt einlegen, um so den Anschluss zu schaffen. Aber das Ergebnis hat sich gelohnt, wie die Bilder beweisen! Diese längste aber auch schnellste Etappe endete in Kolzenburg, wo wir uns bei Kilometer 48 mit Obst und Getränken noch einmal stärken konnten. Dann kamen 19 km bis zur Mittagspause. Kurz vor diesem Zwischenziel wurden wir noch einmal heftig gefordert. Kurze steile Anstiege in Waldlage, die noch völlig nass und damit sehr glatt waren, griffen die Reserven von allen an. Zu allem Überfluss umwehten Bratwurstdüfte einer Gaststätte am Wegrand unsere Nasen und machten die Weiterfahrt doppelt schwer. Aber auch das ging vorüber und wir erreichten bei Kilometer 66 den Rastplatz zum Mittagessen. Die Gulaschkanone mit Spirellis gefüllt stand am bekannten Ort, und Getränke und Joghurt rundeten die Mahlzeit ab. Hier konnten wir die Füße etwas länger ausruhen. Die meisten zogen die Skates aus und genossen das freie Spiel aller Zehen ohne engen Schuh.

 

Dann ging es mit einer heftigen Herausforderung weiter. Ein langer und ziemlich steiler Anstieg, der in den letzen Jahren immer herunter gefahren werden musste, beanspruchte unsere schwer gewordenen Beine. Und kaum, dass man sich oben angekommen etwas ausruhen konnte, kam eine kurvenreiche schnelle Abfahrt durch ein Wäldchen. Zum Glück und wider Erwarten war der Asphalt trocken und wir konnten sie gut meistern. Bei Nässe wäre sie wohl kaum befahrbar gewesen.

 

Wenige Kilometer weiter führte uns der Kurs auf den neuen, erst in diesem Jahr freigegebenen Streckenabschnitt. Der feine Asphalt war glatt und sehr gut befahrbar. Nur leider ging es auch immer wieder länger Zeit bergauf. Dann erreichten wir den Gürtel unserer "Acht" mit einem Streckenabschnitt, den wir vormittags bereits einmal passiert hatten. Für mich lag etwa bei Kilometer 88 der härteste Abschnitt des ganzen Tages. Die Beine wurden immer schwerer, die Koordination litt merklich. Und als Anka mich bat, vor mir fahren zu dürfen, weil ich mit meinen Beinen schon nach hinten "ausschlug", schaffte ich nach dem Heraustreten aus dem Zug den Anschluss nicht mehr. Ich musste zusehen, wie einer nach dem anderen an mir vorbei fuhr und dann den Rest bis zur letzten Kaffeepause fast allein fahren. Doch hier konnte man die Dopingwirkung des Koffeins sichtlich spüren. Die Kräfte kehrten zurück und die letzten 12 Kilometer wurden in Angriff genommen.

 

Leider hatte ich mich etwas zu lang am Kaffe festgehalten und den Start unserer Gruppe verpasst. So musste ich mit noch einigen anderen die Verfolgung aufnehmen. Ich konnte voranfahren und selbst Rhythmus und Tempo bestimmen, und das war weniger anstrengend als bei ständigem Tempowechsel durch den Ziehharmonikaeffekt am Schluss zu fahren. Nach einer letzten Steigung, die den Puls noch einmal auf 170 hochschraubte, folgte leichtes Gefälle. Dann wurde der Blick auf unser Ziel, die Skatearena, frei. Und schließlich rollten wir zwar etwas erschöpft aber glücklich über die erbrachte Leistung durchs Ziel. Die Mühen und Selbstzweifel (Warum tue ich mir das überhaupt an? Ich fahre nie mehr die 100 km!), die uns manchmal unterwegs geplagt hatten, waren vergessen. Zum Schluss stand fest: Im nächsten Jahr sind wir wieder dabei!

 

Der Lauf klang aus mit dem üblichen Gruppenfoto und einer Tombola, bei der leider wieder keiner von uns den Hauptgewinn bekam. Nach einer feuchtfröhlichen Stärkung mit etwas Sekt, den Silke mitgebracht hatte, Salzstangen, Bratwurst und Fleisch machten wir uns wieder auf den Heimweg nach Leipzig. Dabei zogen dunkle Wolkenwände auf, die sich bald in einem heftigen Regen entluden. Aber das machte uns nun nichts mehr aus. Der Tag war richtig schön gewesen und wir werden bis zum 12. September 2009 gern daran zurück denken. Dann ist es wieder soweit.