(von Holger Fausek)
Durch die polnischen Präsidentschaftswahlen kurzfristig verschoben, fand am 27. Juni der inzwischen 3. Skate-Marathon des Niederschlesischen Waldes, zumeist einfach „Waldmarathon“ genannt, im polnischen Osiecznica statt. Nachdem mehrere LE-Skater bereits in den vergangenen zwei Jahren teilgenommen hatten, brachen diesmal Annett und Michael Marien, Holger Fausek und Laura Hündorf am Sonntagmorgen gegen 5:45 (was für eine Uhrzeit!) in zwei Autos von Leipzig aus auf, wobei Laura ihren Vater als Chauffeur gewonnen hatte. Ich hatte mir diesen Wettkampf als meinen ersten Marathon überhaupt ausgesucht und war dementsprechend aufgeregt. Bei schönstem Sommerwetter und nach einem Zwischenstop in Dresden, von wo aus wir zwei weitere Skater mitnahmen, ging es auf der Autobahn weiter nach Görlitz. Kurz hinter der Grenze führte der Weg über Nebenstraßen weiter, die teils doch recht abenteuerlich anmuteten - zumindest aus Sicht eines Skaters. Kurz nach 9 Uhr in Osiecznica angelangt erwartete uns bereits Yvonne Schönbach, welche direkt dorthin gefahren war.
Nun hieß es sich anstellen, um die Startnummern und Transponder abzuholen und die Startgebühr zu begleichen, welches glücklicherweise in Euro ging. Darüber hinaus erhielt jeder Teilnehmer ein weißes T-Shirt mit dem in grün gehaltenen Logo und Schriftzug des Marathons. Glücklicherweise gab es deutschsprachige Helfer, so dass auch dies kein Problem für uns darstellte. Nachdem wir dies auf dem baumlosen und inzwischen von der Sonne langsam aufgeheizten Dorfplatz hinter uns gebracht hatten, hieß es sich umzuziehen, mit Sonnencreme einzureiben - 50+ hielt aber auch nicht lange vor - und natürlich die Inlineskates anzuziehen. Anschließend fuhren wir uns auf der inzwischen vom polnischen Militär vollständig abgesperrten Strecke ein. Der Asphalt war weitgehend gut bis sehr gut, lediglich der eisige letzte Winter hatte der Hauptstraße wohl vereinzelt zugesetzt und die entsprechenden Stellen waren großflächig aber mit sehr rauem Asphalt ausgebessert worden. Die Temperaturen sollten bis zum Mittag trotz des starken Sonnenscheins im noch erträglichen Bereich bleiben und erst danach auf 25°C im Schatten und mehr steigen, was sich glücklicherweise bewahrheitete.
Punkt 10:45 rollte dann eine lange Karawane von etwa 200 Skaterinnen und Skatern entgegen der Wettkampflaufrichtung zum Startpunkt, welcher sich knapp 3 Kilometer vom Ziel- und Veranstaltungsbereich entfernt außerhalb des Ortes im Wald befand. Nachdem alle angekommen waren, erfolgte Punkt 11:00 Uhr das Startsignal. Langsam zog sich das große Pulk auseinander, wobei es nur wenige Meter nach dem Start zu den ersten Stürzen kam. Laura und Yvonne fuhren recht zügig nach vorn durch, Annett, Michael und ich blieben bis zur einzigen Querung einer stillgelegten Bahnstrecke nach etwa zwei Kilometern zusammen. Dort erwischte es von uns leider Yvonne, welche aber trotz deutlicher Schürfwunden den Marathon zügig weiterfuhr.
Nach der Bahnquerung starte auch Micha durch und so bildeten Annett und ich zusammen mit einer größeren Anzahl polnischer Skater eine Gruppe - oder versuchten es zumindest. Das Tempo zog auf den ersten Kilometern stark an, fast schon zu sehr für mich. Aber dank Annett, ihren Tipps und ihrer Motivation blieb ich dran und selbst die teils chaotischen Verhältnisse in der Gruppe - ständiges seitliches Auseinanderreißen, lautstarke Diskussionen unter den vorderen Skatern, wildes Gewechsel, etc. - änderten dies glücklicherweise nicht. Zwischenzeitlich führten wir sogar die Gruppe abwechselnd mit anderen, allerdings hielt diese „Übersichtlichkeit“ aber nur kurz an. Nach den ersten 10-15 Kilometern wurde dann auch das Tempo deutlich ruhiger und die Strecke bog von der Hauptstraße auf Wald- und Feldwege ab, welche sich nach ca. 20 Kilometern für einige Zeit im nächsten Ort zu ca. 2 Meter breiten und teils mit engen Kurven versehenen Radwegen wandelten.
Bis hierhin waren Annett und ich auch immer in Sichtweite zusammengeblieben, unsere Halbmarathonzeit lag bei etwa 45 Minuten - unsere persönliche Bestzeit -, aber in einer der Kurven wurde Annett leider ausgebremst und konnte auf Grund der schmalen Wege nicht mehr zu mir aufschließen. Kurz darauf kam mir Laura entgegen, welche eine lange Schlange von 25 oder mehr Skatern hinter sich her zog - das wahrscheinlich beste und zugleich kurioseste Bild des Tages, nur war leider niemand mit einer Kamera zugegen. Kurz dahinter folgte Yvonne mit einigen anderen Skatern auf der Gegenspur und bald erblickte ich vor mir Micha, konnte ihn aber nicht mehr erreichen, da in einer Buswendeschleife unvermittelt mehrere Skater vor mir ihre Geschwindigkeit stark reduzierten.
Ab diesem Punkt begann dann eine Schleichfahrt, es ging mit teils unter 20 km/h voran - leider waren die Straßen eher eng und es gab häufigen Gegenverkehr auf Skates, so dass ein sicheres und zügiges Überholen nicht möglich war. Positiv gesehen kam ich so für einige Kilometer quasi zur „Erholung“. Als ich währenddessen am letzten Verpflegungspunkt eine Wasserflasche ergattern wollte, da meine bei den Temperaturen inzwischen aufgebraucht war, war dieser leider schon bis auf den Tisch komplett leergeräumt - schade. Nach dem Verlassen des Ortes ging es wieder in den Wald, hier hatten wir die komplette Breite der Landstraße ohne Gegenverkehr für uns. So verließ ich einige Kilometer vor dem Ziel meine Gruppe und fuhr - allein, da sich niemand anschloß - nochmal mit gesteigerter Geschwindigkeit in Richtung Ziel. Zugleich frischte eine leichte Gegenwindbrise auf, welche bei den steigenden Temperaturen aber sehr angenehm war und mir das fehlende Wasser als Erfrischung zumindest teilweise ersetzte. Schon relativ geschafft sprintete ich am Gefälle vor dem Ziel noch einmal los, insbesondere nachdem ich sah, wie am Ende der Zielgerade die Zeitanzeige gerade auf 1:34 schaltete, und kam glücklich und fertig zugleich mit 1:35:01 ins Ziel - sogar zu schnell für Micha, der es nicht einmal geschafft hatte, die Kamera nach seinem Zieleinlauf herauszuholen. Wenige Minuten später kam auch Annett ins Ziel, welche sich zusammen mit einem anderen Skater durchgekämpft hatte.
Zwischenzeitlich hatte Yvonne von den Sanitätern ihre Schürfwunden „behandeln“ lassen, die anderen zogen erschöpft die Skates von ihren Füßen, ruhten sich bereits aus oder studierten die Ergebnislisten. Laura hatte es dabei mit 1:25:37 auf den 2. Platz in der Gesamtwertung und Yvonne auf den 3. Platz der Gesamtwertung bei 1:28:29 geschafft - herzlichen Glückwunsch für eure supergute Leistung! Überhaupt hatten alle von uns Bestzeiten erreicht. Anschließend aßen wir unter schattigen Sonnenschirmen etwas - neben kostenloser polnischer Suppe und Obst gab es verschiedene Händler mit Steaks, Bratkartoffeln, Eierkuchen, Waffeln, Eis usw., wobei auch diese glücklicherweise Euro nahmen - und warteten auf der Wiese auf die Siegerehrung. Neben einer Gedenkmedaille aus Keramik und einer Urkunde für alle Finisher gab es für die Platzierten neben gravierten Glasständern ansehnliche Gutscheine für einen polnischen Skateshop sowie Rücksäcke und anderes - manche sahen hinterher ziemlich bepackt aus. Ebenso wurden auch die Teilnehmer der 16-km-Wendestrecke sowie die Kinder der 2-km-Strecke ausgezeichnet und erhielten neben ihrer Teilnehmerurkunde viele Preise.
Kurz danach machten wir uns auf die Heimfahrt, diesmal auf möglichst direktem Weg zur Autobahn. Nach einem Zwischenstop zum Kaffee trinken am Rand von Dresden erreichten wir gegen 18:30 Leipzig, wobei wir unterwegs noch dem Achtelfinalspiel Deutschland gegen Großbritannien lauschten.
Zusammenfassend war es ein sehr schöner Tag und toller Marathon, wenn auch teils chaotisch - oder wie Laura es beschrieb: „verrückt“. Sollten sich im nächsten Jahr wieder einige LE-Skater finden, vielleicht sogar genug, um eine kleine „unchaotische“ Gruppe aufzumachen, ist es auf jeden Fall eine Wiederholung wert!
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