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Unsere Skaterin Laura Hündorf vom Team REDVIL Ladies ist die Siegerin des 8. Europamarathons der Skaterinnen. Beispielhaft sind aber nicht nur ihre sportlichen Erfolge, sondern auch ihre Beziehung zu unserem östlichen Nachbarland. Jan Rohleder vom EM Skate-Team Görlitz nahm das zum Anlass, die 23-jährige ins „Kreuzverhör“ zu nehmen.

 

Laura, erst einmal Hallo und Dankeschön, dass du dir für unsere Fragen Zeit nimmst. Die mitteldeutsche Speedskating-Szene hat dich bei den Rennen 2012 bisher nicht erleben dürfen. Du studierst und weilst derzeit in Poznań. Was machst du dort genau?

In diesem Semester absolviere ich ein Praktikum an der Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań. Genauer gesagt arbeite ich dort als Lektorin am Institut für Germanistik und unterrichte Deutsch für polnische Studenten des ersten Studienjahres. In Leipzig studiere ich eigentlich Westslawistik an der Universität. Nachdem ich bereits ein Auslandssemester in Poznań verbringen durfte, hat es mich wieder hierher gezogen. Mir gefällt die Stadt und ich erlebe eine tolle Zeit hier.

 

Das Verhältnis von Polen und Deutschen gilt bei uns in der Region als „angespannt“. Auch wenn es schon viele Projekte gibt, die das Gegenteil beweisen. Wie haben dich die Polen aufgenommen?

Sehr herzlich und gastfreundlich. Der freundliche und offene Umgang miteinander ist ein Grund, warum mich Polen so begeistert. In Polen fällt es einem leichter, mit anderen Leuten in Kontakt zu treten. Ich habe mich hier noch nie ausgegrenzt gefühlt. Von dem „angespannten“ Verhältnis in Grenznähe, spüre ich hier nichts. Im Gegenteil, gerade die junge Generation ist Deutschland und Deutschen gegenüber offen und positiv eingestellt. Über das Skaten und den Sport konnte ich bereits im Vorfeld Kontakte zu polnischen Skatern knüpfen. Ich trainiere hier zusammen mit den Skatern vom Verein SSW Malta Poznań und profitiere von dem einen oder anderen neuen Tipp, um meine Skatetechnik zu verbessern.

 

Hast du denn schon in Polen Rennen bestritten und wenn ja, mit welchem Ergebnis?

Die Wettkampfsaison in Polen wurde mit dem 5. Halbmarathon in Poznań am 1. April eröffnet. Dort musste ich leider verletzungsbedingt passen. Am 21. April bestritt ich mein erstes Rennen dieser Saison in Krakau, wo der 11. Cracovia Marathon stattfand. Er ist gleichzeitig auch das erste von fünf Wertungsrennen im Puchar Polski, dem polnischen Inline-Cup. In Krakau bin ich insgesamt Fünfte bei den Frauen geworden. Kurz vor dem Start fing es an stark zu regnen, auf der Zielgeraden fehlte mir leider die Kraft in den Beinen und ich musste mich den anderen geschlagenen geben. Ich habe aber noch vier Mal die Gelegenheit anzugreifen und es besser zu machen.

 

Die meisten deutschen Skater kennen nur die Veranstaltung von Osiecznica. Sind die Rennen mit deutschen Verhältnissen vergleichbar?

Prinzipiell schon, von der Anzahl der Teilnehmer sind die Rennen mit denen des Mitteldeutschen Skating Cups vergleichbar. Leider gibt es auch in Polen häufig einen gemeinsamen Start, man beruft sich hier auf ein kleines Startfeld bei den Frauen. Eine Ausnahme bildet hier jedoch zum Beispiel der Marathon Sierpniowy Ende August in Danzig, er ist gleichzeitig ein Wertungsrennen des World Inline Cups, daneben ist er in ein buntes, sehr gut organisiertes Rahmenprogramm eingebettet. Die Startgelder sind im Vergleich mit denen in Deutschland vergleichbar sehr niedrig, die Siegerehrung oft feierlicher. Wer nicht nur auf Sahneasphalt skaten kann, wird auch hier tolle Rennen erleben.

 

Am 03.06.2012 findet der mittlerweile 9. Europamarathon statt. Gerade du findest diese länderübergreifende Veranstaltung einen tollen Gedanken. Dreimal warst du schon dabei, im letzten Jahr als Siegerin. Wird die Mission „Titelverteidigung“ in Angriff genommen?

Der Europamarathon steht wieder im Terminkalender, denn mir gefällt vor allem der grenzüberschreitende Gedanke. Ihr habt gerade eben den Marathon in Osiecznica erwähnt. Mit nahezu 300 Teilnehmern im letzten Jahr hat sich dieser Marathon in Grenznähe unter deutschen und polnischen Skatern etabliert. Sport ist ein tolles Medium, um Kulturen zusammen zu bringen, Vorurteile abzubauen und den Horizont zu erweitern. Im Rennen sind alle gleich, ein polnischer Hintern spendet doch den gleichen Windschatten wie ein deutscher. Und wenn ich auf der Strecke eine Rolle verliere, ist garantiert nicht der Pole dran schuld sondern mangelnde Materialwartung.

 

Abschließende Frage: Warum sollten Skater zum Europamarathon, neben dem grenzüberschreitenden Gedanken, nach Görlitz kommen?

Wer eine abwechslungsreiche und selektive Strecke sucht, wird hier fündig. Görlitz bietet alles, was Streckenprofil und –belag hergeben können. Es ist kein einfaches Rennen. Ich möchte nicht verschweigen, dass der Europamarathon unter den Skatern in den letzten Jahren aufgrund der Streckenführung berechtigterweise viel kritisiert wurde. Man hat die Kritik angenommen und versucht die Strecke zu optimieren und für mehr Sicherheit zu sorgen. Nachdem man das Ziel erreicht hat, kann man das Rennen auf dem Görlitzer Marktplatz in toller, familiärer Atmosphäre Revue passieren lassen.

 

Das Interview wurde am 6. Mai 2012 von Jan Rohleder geführt und in deutscher und polnischer Sprache auf der Website des EM Skate-Team Görlitz veröffentlicht.


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