Zwölf Stunden Runden drehen in Erfurt ... zwölf Stunden Leben am Limit!
(von Ingo Colbow)
Wer schon mal eins der eindrucksvollen Panorama-Bilder im Leipziger „Panometer“ gesehen hat (den „Mount Everest“ oder das „Antike Rom“), kennt diesen Eindruck: 360 Grad schieres Verlieren in der Tiefe der Bilder. Aber Anfang und Ende, die eigentlichen Schlagmarken jeder Orientierung, werden nicht gesehen – so ist ERFURT!
Bereits zum 9. Mal nahmen am 8. Juni 2013 zehn Speedskater des SC DHfK, verstärkt durch Anke und Annika Petri aus Dessau, die 360-Meter-Bahn in der Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle in Erfurt unter die Rollen. Zwölf Stunden ununterbrochenes Kämpfen um ein Maximum an gefahrenen Runden: damit gehört der Wettkampf alljährlich zu den herausragenden Ereignissen im Kalender der Skater.
Und das diesjährige Rennen verlief vom Start weg sehr druckvoll und schnell. Max – unser Startläufer – fand gut in seine erste Runde und auch die ersten Wechsel verliefen sehr gut. In bewährter Manier hatten wir uns aufgeteilt in zwei 6-er-Teams. Annett führte ihre 6er-Crew (Micha, Albi, Max, Annika und Anke) mit der ihr eigenen Umsicht und Ruhe in den ersten 30-Minuten-Turn. Dann: 08:30 Uhr der erste Wechsel auf unser Team 2 (Sophie, Elli, Arne, Thomas Ebert und Susan und Ingo).
Unter den 13 angetretenen Teams war das Tempo vom Beginn an sehr hoch. Nach 1 Stunde pendelten wir uns eng ein zwischen der Mannschaft vom SCC Berlin und dem OEC-Team aus Frankfurt. Dieses „Mittelfeld“ bewegte sich da in einem sehr eng gefassten Rahmen von weniger als 5 Runden.
09:37 Uhr brach draußen vor der halle die Sonne durch. Drinnen wurden die ersten Wechselfehler – und der damit verbundene Rundenverlust – aufgerufen. Doch im Verhältnis zu den unmittelbar vor und hinter uns fahrenden Teams konnte das nichts klären. Erst in den Mittagsstunden konnten wir „nach Hinten“ 3 Runden Puffer rausfahren. Der Abstand zum OEC-Team aus Frankfurt – also nach Vorne - pendelte zwischen ein und drei Runden. Kurzzeitig behaupteten wir dabei Platz 4. Unser eigentliches Ziel war zu dem Zeitpunkt aber Platz 5. Dazu hätten wir aber mindestens 3 Runden aufholen (und sichern) müssen, was uns trotz aller Mühe nicht gelang. Mit Platz 6 unter den 13 Teams landeten wir somit am frühen Nachmittag knapp oberhalb der Mitte. Nun ging es darum, den Vorsprung gegenüber dem hart kämpfenden Team vom SCC Berlin zu behaupten und – wenn möglich – noch zu vergrößern.
Und zum späteren Nachmittag kommt dann bei allen dieses schwer in Worte zu fassende Gefühl: ein Schleier aus Mattigkeit und Lethargie strömt von den Beinen her aufwärts bis zum Gehirn und man wünscht sich nur noch Ruhe. Von all den wunderbaren mitgebrachten Salaten, Bratklöpps’chen, Muffins und Joghurts hat man alles schon durch und der Körper will nur noch Ruhe.
Doch die Konzentration bei dem jeweils laufenden Team blieb bis zuletzt hoch. Mit einem Abstand von 5 Runden konnten wir den Platz 6 souverän gegen unsere Verfolger behaupten. Susan, die einzige in Erfurt startende Top-Athletin unseres Vereins, fuhr dann die schon legendären „letzten 5 Minuten“. In diesen letzten 5 Minuten sind Wechsel nicht mehr zugelassen. Begleitet von lautstarken Laola-Wellen wurde von den 13 Schlussläufern noch einmal stark aufgedreht und wir beendeten das Rennen mit gefahrenen 1113 RUNDEN!
Zu unseren Top-Akteuren des Tages gehörten vor allem unsere jungen Starter. Albi und Max haben mit ihrem Tempo souverän unsere Rundenzahl „gefüttert“. Die eigentliche Überraschung waren aber Arne Estelmann und Annika Petri! Beide konnten großartig zum Erfolg dieses Tages beitragen und das mit sehr hohem Tempo und großer sportlicher Konzentration!
Und so haben wir dann doch noch das „Ende“ dieses lange so endlos erscheinenden Panorama-Bildes gefunden: mit hoch gereckten Armen und in großartiger Stimmung – eingebettet in die 360 Grad-Rundumsicht der Erfurter Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle - und getragen von der großartigen Betreuung und Organisation durch die Erfurter Gastgeber.
